Beitrag aus der Zeitung

veröffentlich in der b-Zeitung

Vitamin B, mehr als nur B12: Warum der Körper alle B-Vitamine braucht


Die Bezeichnung Vitamin B umfasst einen Komplex aus 8 lebenswichtigen, wasserlöslichen Vitaminen. Sie übernehmen eine Vielzahl zentraler Aufgaben im menschlichen Körper und sind unentbehrlich für die Aufrechterhaltung zahlreicher Stoffwechselprozesse. Sie unterstützen insbesondere die Energiegewinnung aus der Nahrung, die Funktion des Nervensystems, die Bildung von Blutzellen und die Regeneration von Haut, Haaren und Schleimhäuten. B-Vitamine wirken sowohl einzeln in Ihrer Funktion als auch im Zusammenspiel miteinander.

B-Vitamine sind wasserlöslich und können nicht in nennenswertem Umfang gespeichert werden. Eine Ausnahme bildet das Vitamin B12. Eine kontinuierliche Zufuhr ist unerlässlich und lässt sich zum großen Teil über eine ausgewogene Nahrung gewährleisten. Doch was genau passiert, bis Vitamin B aktiv dem Körper zur Verfügung steht? Aus der Nahrung gelangt es zunächst in den Magen, wird dort herausgelöst und zum Zwölffingerdarm weitergeleitet, dort erfolgt dann die eigentliche Aufnahme. Vitamin B12 benötigt für diesen Weg noch ein Hilfsmolekül, den intrinsischen Faktor, um vom Magen zum Dünndarm zu gelangen. Aktive Transportproteine schleusen das Vitamin B durch die Darmwand in den Blutkreislauf. Über diesen erreicht es dann die Organe und Zellen. Dort kann Vitamin B entweder direkt als sogenannter Cofaktor, also als Hilfsstoff für Enzyme genutzt werden oder es erfolgt die Umwandlung in die aktive Form, damit es funktionstüchtig ist und dem Körper zur Verfügung steht.

Die Bedeutung der B-Vitamine wird in bestimmten Situationen, wie Wachstum, Schwangerschaft, Stillzeit, chronischer Stress, vegane Ernährung oder regelmäßiger Alkoholkonsum besonders sichtbar. Auch Menschen mit chronischen Erkrankungen oder im höheren Alter können einen vermehrten Bedarf oder eine verminderte Aufnahmefähigkeit entwickeln. Daher sollte man den Blick auf eine bedarfsgerechte Versorgung, speziell in diesen Fällen, nicht aus den Augen verlieren. 

Kommt es zu einem Mangel, kann sich dieser schleichend entwickeln und zunächst unspezifische Symptome wie Erschöpfung, Konzentrationsprobleme oder Reizbarkeit hervorrufen. Bleibt eine Unterversorgung unbehandelt, kann dies langfristig zu ernsteren gesundheitlichen Folgen führen, insbesondere im Bereich des Nerven- und Herz-Kreislauf-Systems. Eine Ausnahme bildet das Vitamin B12, welches in der Leber gespeichert werden kann und bei guter Versorgung für längere Zeit ausreichend zur Verfügung steht. Reicht die Zufuhr über die Nahrung nicht aus, können die B-Vitamine auch in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zugeführt werden. Allerdings sollte man empfohlene Tagesdosierungen nicht ohne ärztliche Rücksprache überschreiten. B-Vitamine lassen sich unkompliziert im Labor bestimmen und der individuelle Bedarf genau berechnen. 

Welche B-Vitamine gibt es, was sind ihre Funktionen und wo sind sie in der Nahrung zu finden?


Vitamin B1 (Thiamin):

Energiegewinnung aus Kohlehydraten, daher wichtig für Organe mit hohem Energiebedarf (Gehirn, Herz, Muskulatur), Reizweiterleitung zwischen den Nervenzellen, sorgt für seelisches Gleichgewicht, Konzentration und geistige Leistungsfähigkeit

Nahrungsmittelquellen sind z.B. Fleisch, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen, Gemüse


Vitamin B2 (Riboflavin):

Energiegewinnung aus Kohlehydraten, Fetten, Eiweißen in den Mitochondrien, Schutz der Zellen vor freien Radikalen, Regeneration von Haut, Schleimhaut und Augen, wichtig für Wachstum, Zellteilung und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen

Nahrungsmittelquellen sind z.B. Milchprodukte, Eier, Fleisch, Fisch, Vollkornprodukte, grünes Gemüse 


Vitamin B3 (Niacin):

Wichtiger Stoffwechsel-Cofaktor zur Energiegewinnung in allen Zellen, Zellschutz und Reparatur von DNA-Schäden, Regeneration von Haut, Schleimhaut, Nervensystem

Nahrungsmittelquellen sind z.B. Fleisch Fisch, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Erdnüsse, Kaffee


Vitamin B 5 (Pantothensäure):

Umwandlung von Nährstoffen in Energie, Bildung von Fettsäuren, Steroidhormonen, Vitamin D, unterstützt die Bildung von Botenstoffen im Nervensystem, Regeneration von Haut und Schleimhäuten, ist daher oft Bestandteil von Hautsalben 

Nahrungsmittelquellen sind z.B. Leber, Eier, Milchprodukte, Fleisch, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse


Vitamin B6 (Pyrodoxin):

Aktiviert Enzyme für den Eiweißstoffwechsel, reguliert Stimmung, Schlaf, Konzentration, unterstützt die Bildung von Hormonen, stärkt das Immunsystem, beteiligt sich an der Blutbildung

Nahrungsmittelquellen sind z.B. Geflügel, Leber, Fisch, Bananen, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse, Salat


Vitamin B7 (Biotin):

Bildet Fettsäuren und baut Aminosäuren ab, regeneriert Haut, Haare, Nägel, reguliert das Zellwachstum, wichtig für Nerven- und Gehirnfunktion

Nahrungsmittelquellen sind z. B. Eier, Nüsse, Innereien, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Gemüse


Vitamin B9 (Folat/Folsäure):

Wichtig für Zellteilung und Wachstum, unterstützt die Bildung von roten Blutkörperchen, schützt den Embryo vor Fehlbildungen, baut Homocystein ab, was den Körper vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt

Nahrungsmittelquellen sind z.B. Leber, Salat, grünes Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Orangen, Beeren, Nüsse, 


Vitamin B12 (Cobalamin):

Bildung von roten Blutkörperchen, Schutz der Nervenfasern, Abbau von Homocystein, aktiviert die Bildung von DNA, daher wichtig vor allem in wachstumsaktiven Zellen

Nahrungsmittelquellen sind z.B. Innereien, Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte


Fazit: Der Vitamin-B-Stoffwechsel ist ein hochkomplexes, fein abgestimmtes System, das an vielen zentralen Prozessen im menschlichen Körper beteiligt ist. Eine gute Versorgung mit allen Bestandteilen des Vitamin-B-Komplexes ist daher entscheidend für ausreichend Energie, geistige Klarheit und ein funktionierendes Nervensystem. Ich empfehle Ihnen daher, für sich zu prüfen, ob Sie ausreichend mit Vitamin B versorgt sind oder ob Sie möglicherweise zu der Gruppe gehören, die einen Mangel ausgleichen sollte. Ihre hausärztliche Praxis wird Sie gern dabei unterstützen. 


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