Beitrag aus der Zeitung

veröffentlich in der b-Zeitung

Eigenbluttherapie: Eine Möglichkeit zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte auf natürliche Weise


Seit mehr als einem Jahrhundert nutzt die Naturheilkunde ein Verfahren, das auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint, die sogenannte Eigenbluttherapie. Dabei wird dem Patienten eine geringe Menge Blut entnommen und entweder sofort unverändert oder nach spezieller Aufbereitung wieder zurück in den Körper injiziert. Ziel ist es, das Immunsystem zu stärken und die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Doch wie funktioniert die Methode?

Seit mehr als 100 Jahren versuchen Ärzte das Potentials des eigenen Blutes therapeutisch zu erforschen und zu nutzen. Dabei sind die unterschiedlichsten Verfahren entstanden. Bei der klassischen Methode wird eine kleine Menge Blut entnommen und sofort unverändert in den Muskel zurückgespritzt, um das Immunsystem durch diesen körpereigenen Reiz anzuregen. Neuere Varianten wie die UVB- oder Ozontherapie reichern das Blut zusätzlich an oder bestrahlen es, um noch gezielter die Entzündungsaktivität zu hemmen. In der ästhetischen und orthopädischen Medizin gewinnt das sogenannte plättchenreiche Plasma (PRP) zunehmend an Bedeutung. Es fördert die Gewebe- und Zellregeneration in der Haut und in den Gelenken. Alle Formen der Eigenbluttherapie verfolgen das gemeinsame Ziel, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren und das Immunsystem nachhaltig zu stärken. 

Die Eigenbluttherapie zählt zu den Reiz- und Regulationsverfahren. Die Entnahme und Rückinjektion von körpereigenem Blut außerhalb seines natürlichen Kreislaufs löst einen Reiz aus, den das Immunsystem als Signal wahrnimmt. Das injizierte Blut enthält körpereigene Stoffe, die eine Aktivierung von Abwehrmechanismen hervorrufen. Dies kann zu einer verbesserten Immunantwort, einer Reduktion von Entzündungen und zur Anregung von Stoffwechsel- und Heilungsprozessen führen. Medizinisch lassen sich folgende Hauptwirkmechanismen beschreiben:

 Immunmodulation durch Fremderkennung des körpereigenen Blutes und damit eine Aktivierung des Immunsystems über die Stimulierung von Makrophagen (Fresszellen) und Freisetzung von Zytokinen (Regulatoren von Entzündungsprozessen)

Auslösen eines Reizes, was zu einer Verbesserung der Durchblutung und Stoffwechselaktivität und somit des Sauerstoffmilieus im Gewebe führt.

Die Eigenbluttherapie findet in der Medizin vor allem dort Anwendung, wo das Immunsystem gestärkt werden soll. Dies sind vor allem akute, aber oder chronische Infekte, allergische Erkrankungen wie Heuschnupfen oder Neurodermitis, chronische Erschöpfung, rheumatische Beschwerden oder auch schlecht heilende Wunden. In der Orthopädie oder Sportmedizin dient das PRP zur Behandlung von Gelenkverschleiß, Sportverletzungen und Sehnenreizungen, während in der ästhetischen Medizin die Technik zur Hautregeneration und Faltenreduktion genutzt wird. 

Die Studienlage zur Eigenbluttherapie ist sehr unterschiedlich und abhängig vom jeweiligen Verfahren und Anwendungsgebiet. Für die klassische Eigenbluttherapie liegen bislang nur wenige kontrollierte Studien mit begrenzter Aussagekraft vor, so dass die Wirksamkeit aus schulmedizinischer Sicht nicht als evidenzbasiert gilt. Dennoch beschreiben viele Erfahrungsberichte positive Effekte, insbesondere bei Allergien, Infektanfälligkeit und chronischer Erschöpfung. Besser untersucht ist das PRP-Prinzip in der Sportmedizin. Hier zeigen mehrere klinische Studien, dass das PRP heilungsfördernde Wirkungen auf Sehnen, Knorpel und Gelenke hat, insbesondere bei Kniearthrose und Sehnenreizungen, wie Epikondylitis und Achillodynie (Tennisellenbogen, Achillessehnenreizung).

Fazit: Die Eigenbluttherapie nutzt auf einfache Weise die Kraft des eigenen Körpers. Durch die Rückführung des körpereigenen Blutes kann das Immunsystem angeregt und somit die körpereigene Regeneration gefördert werden. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig, die Anwendung ist einfach und kostengünstig. Auch wenn die Studienlage je nach Verfahren variiert, berichten viele Patienten von spürbaren Verbesserungen ihres Wohlbefindens. Die Eigenbluttherapie ist damit eine interessante und berechtigte Ergänzung der naturheilkundlichen Verfahren, um die Selbstheilungskräfte gezielt zu stärken und Heilungsprozesse zu fördern.



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