Beitrag aus der Zeitung

veröffentlich in der b-Zeitung

Sprechen wir heute mal ehrlich über die Risiken von Alkohol


Ob beim Anstoßen zu festlichen Anlässen oder zum „Abschalten“ am Abend, Alkohol ist tief in unserer Gesellschaft verankert und wird als selbstverständlicher Teil des Alltags empfunden. In der Praxis sehen wir die gesundheitlichen Auswirkungen auch moderaten Alkoholkonsums, oft unterschätzt, selten hinterfragt. Deshalb lohnt sich jenseits der gesellschaftlichen Akzeptanz ein genauerer Blick auf die Effekte, die Alkohol im Körper entfaltet, denn was heute als Genuss beginnt, kann langfristig zur Belastung für Körper und Seele werden.

Alkohol ist ein Zellgift, welches über die Schleimhäute ins Blut gelangt und aufgrund seiner Fett- und Wasserlöslichkeit die sogenannte Blut-Hirn-Schranke überwindet, eine Schutzbarriere, die das Gehirn normalerweise vor Schadstoffen schützt. Im Gehirn beeinflusst Alkohol das Gleichgewicht wichtiger Botenstoffe, wie GABA, Glutamat, Dopamin und Endorphine, die sogenannten Glückshormone. Das führt zu Entspannung, macht schläfrig, erschwert das Lernen und Erinnern und beeinflusst unsere Koordination und Reaktionsfähigkeit negativ. Gleichzeitig vermittelt er uns kurzzeitig ein Gefühl von Belohnung und Wohlbefinden, ein Faktor, der unter anderem die suchtfördernde Wirkung des Alkohols erklärt.

Flutet der Alkoholspiegel im Blut an, unterbricht die Leber, als zentrales Entgiftungsorgan, alle anderen Stoffwechselprozesse und wendet sich sofort dem Abbau des Alkohols zu. Dabei entsteht Acetaldehyd, ein hochreaktives Zwischenprodukt, welches Zellstrukturen angreift, die DNA schädigt und Entzündungsprozesse auslöst. Acetaldehyd gilt als hauptsächlich verantwortlich für Organschäden durch Alkohol und wird von der WHO als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. 

Im Detail beeinflusst Alkohol auch schon in geringen Mengen u.a. folgende Organsysteme:

die Leber und führt bei regelmäßigem Konsum zur Fettleber (Steatosis hepatis); die Nervenzellen, was zu Konzentrationsstörungen und Demenz führen kann; das Herz-Kreislaufsystem, indem es den Blutdruck erhöht, Herzrhythmusstörung induziert und Gefäßwände entzündlich verändert; das Krebsrisiko für Mund., Rachen-, Speiseröhren-, Brust- und Darmkrebs, insbesondere durch die Wirkung von Acetaldehyd; den Zucker- und Fettstoffwechsel, indem er den Fettabbau hemmt, die Fettspeicherung fördert und den Blutzucker destabilisiert, durch Blockade der Neubildung von Glukose in der Leber und das Immunsystem, indem er Entzündungen fördert, die Schleimhäute durchlässiger für Schadstoffe macht und die Abwehrzellen schwächt.

Die Studienlage zu Alkohol ist inzwischen sehr umfassend. Über viele Jahre galt moderater Alkoholkonsum, etwa ein Glas Rotwein am Abend, als potenziell gesundheitsförderlich, insbesondere für das Herz-Kreislauf-System. Neueste Studien zeigen jedoch, dass bereits geringe Mengen Alkohol das Risiko für oben genannten Erkrankungen deutlich erhöht. Auf Basis der wachsenden Evidenzlage hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2023 ihre Einschätzung überarbeitet und rät inzwischen klar zum Null-Konsum. 

Nehmen Sie mir meine Anmerkungen bitte nicht übel, mir ist vollkommen bewusst, dass der Genuss von Alkohol für viele ein geschätztes Mittel ist, den täglich wachsenden Sorgen und Anforderungen kurzzeitig zu entfliehen. Als Ärztin sehe ich mich jedoch in der Pflicht, Informationen zur Verfügung zu stellen, die es Ihnen ermöglichen, neue Entscheidungen im Umgang mit Alkoholkonsum treffen zu können. 

Der bewusste Verzicht auf Alkohol sorgt für Regeneration und Stärkung des Körpers. Insbesondere die Leber profitiert von der Karenz und kann naturheilkundlich vielfältig unterstützt werden. Leberwickel mit ätherischen Ölen wie Rosmarin und Wacholder fördern die Durchblutung und wirken entspannend, Mariendistel stärkt die Leistungsfähigkeit und das Fasten unterstützt den Entgiftungs- und Reinigungsprozess der Leber nachweislich. Eine ausreichende Zufuhr von Vitamin B1, Magnesium, Zink, Selen, und Vitamin C unterstützt die Funktionen von Leber-, Nerven- und Immunzellen ebenfalls sinnvoll.

Zeiten ohne Alkohol sind eine Einladung zur achtsamen Selbstfürsorge, ein bewusster Schritt zu mehr Klarheit, Vitalität und innerem Gleichgewicht. Schon nach kurzer Zeit verändern sich Schlaf, Aussehen, Konzentration und Lebensfreude. Es gibt inzwischen eine Vielzahl von alkoholfreien Getränken, z.B. auf der Basis von Kräutern, Früchten und Gewürzen. Sie bieten eine schmackhafte und gesunde Alternative, sie erfrischen, beleben und unterstützen auf natürliche Weise das Wohlbefinden von Körper und Geist. 

Aus ärztlicher Sicht kann ich Ihnen nur empfehlen: Geben Sie Ihrem Körper die Chance, sich zu regenerieren , der Verzicht auf Alkohol ist eine der wirksamsten Entscheidungen für Ihre Gesundheit.



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